Morgan Horse
Das
Morgan Horse ist etwas ganz Einzigartiges, denn es ist die einzige
Rasse, die sich auf einen einzigen Hengst zurückführen lässt,
nach dem sie auch benannt ist. Dieses Pferd hieß ursprünglich
Figure (geb. 1789), wurde aber nach seinem Besitzer, einem armen Gesanglehrer,
der im 18. Jahrhundert in England wohnte, nur als das »Pferd
von Justin Morgan« bekannt.
Das kleine, kaum 143 cm große und nur etwas mehr als sieben
Zentner schwere Pferd wurde im Jahre 1795 von besagtem Justin Morgan
als zweijähriges Pferd erworben und entpuppte sich bald als ein
außerordentlich starkes und vielseitiges Tier.
Trotz seiner geringen Größe nahm es an Holztransport-Wettbewerben
teil, verlor angeblich dabei niemals, und bewegte Lasten, die Pferde
von einem Gewicht von elf Zentnern nicht schaffen konnten. Es arbeitete
vor dem Pflug, vor dem Wagen und leistete auch die schwere Arbeit
des Felsen- und Baumstammtransports über unwegsames Gelände.
Justin Morgans Pferd nahm an vielen Rennen teil. Es lief meistens
die Distanz von einer Viertelmeile (440 m) und ist auch hier angeblich
nie geschlagen worden, weder unter dem Sattel noch im Geschirr. Natürlich
wurde mit ihm auch - damals noch unkontrolliert - gezüchtet,
und alle seine Nachkommen zeigten die gleichen bemerkenswerten Eigenschaften
wie er: Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und einen angenehmen Charakter.
Über seine Herkunft weiß man nichts Genaues. Einige behaupten,
er sei ein Hengst aus holländischer Zucht gewesen, andere glauben,
er stamme von einem Hengst namens True Briton ab. Dieser Hengst soll
ein Vollblüter gewesen sein, aus anderer Leute Mund hört
man wieder, er sei ein Cob gewesen, vor allem deshalb, weil sein Name
in der Cob-Zucht häufig vorkommt. Die Statue von Morgans Pferd,
die in der Morgan Horse Farm in Vermont, USA, steht, zeigt in der
Tat ein Pferd mit vielen Cob-Kennzeichen, und die modernen Morgan-Pferde
sind in vielen Dingen den Welsh Cobs sehr ähnlich. Das auffälligste
Merkmal dabei ist wohl der in Cob-Manier sehr hoch getragene Kopf,
vor allem wenn die Pferde im Geschirr laufen.
Die heutigen Morgan-Pferde sind wie ihre Vorfahren erstaunlich vielseitig,
gehen hervorragend unter dem Sattel und ebenso gut vor dem Wagen.
Man sagt ihnen nach, daß sie die größten Konkurrenten
für Araber sind, wenn es um Ausdauer und Härte bei Distanzritten
geht. Ihre Eleganz, ihr Adel und ihre Aufrichtung machen aus ihnen
ideale Pferde, die an privaten Fahrturnieren teilnehmen können,
an so genannten Concours d' elégance. Außerdem haben
sie großes Springtalent. Bei den Olympischen Spielen 1948 in
London gewann sogar ein Morgan-Pferd, Arete, unter dem inzwischen
verstorbenen Springreiter General Humberto Mariles eine Goldmedaille.
Zwei
Typen sind entstanden - das Park Horse und das Pleasure Horse. Im
Prinzip sind sie sich sehr ähnlich, doch entwickelte das Park
Horse (so genannt, weil es ursprünglich vornehmlich in den Parks
der Südstaaten Amerikas geritten wurde) eine große Knieaktion
im Trab. Das Pferd zeigt viel Bewegung und Aufrichtung, es trägt
sich selbst - wie man sagt. Man hat das Gefühl, dem Pferd macht
das Laufen Spaß und es bewegt sich gern. Der auffallende Trab
wird erst im Alter von etwa sieben Jahren entwickelt, und es ist nicht
gesagt, daß sich diese Eigenschaft vererbt. Die Nachkommen eines
Park-Horse-Hengstes und einer ebensolchen Stute müssen nicht
unbedingt diese Eigenschaft haben. Und antrainieren kann man so etwas
einem Morgan Horse nicht! Morgans sind typisch amerikanische Pferde,
doch gibt es sie inzwischen auch in Europa.
Größe: zwischen 143 und 153 cm
Farbe: Braune, Rappen, gelegentlich Füchse.
Kopf: nicht zu groß, trocken, mit schönem Profil
von den Wangen bis zum Maul. Das Nasenprofil kann gerade, aber auch
leicht gebogen sein, jedoch nie ramskopfartig. Breite, trockene Unterkiefer.
Mittelgroßes Maul mit kleinen, festen Lippen und großen
Nüstern. Ohren sollten klein, weit auseinander stehend und aufmerksam
gespitzt sein. Augen groß und klar.
Hals: mittellang, mit ausgeprägtem Mähnenkamm. Klare
Kehllinie. Sanfte Schrägung bis zu den Schultern. Mähne
und Schopf lang und dicht.
Schultern: lang, schräg, sanft übergehend in einen ausgeprägten,
aber nicht zu hohen Widerrist.
Gebäude: viel Gurtentiefe. Kurzer, breiter, muskulöser
Rücken. Breite Lenden und muskulöse, geschlossene Kruppe.
Mittelhand groß und ziemlich rund. Gut
behoste Hinterhand.
Gliedmaßen: kurze, gerade, gut auseinander stehende Vorderbeine.
Ober- und Unterschenkel muskulös mit kurzen, flachen Röhrbeinen.
Fesselgelenke nicht rund, eher breit. Fesseln klar und kräftig,
von mittlerer Länge, Neigung entsprechend der Schulterschräge.
Hufe von mittlerer Größe, fast ganz rund. Breite, trockene
Gelenke.
Aktion: flacher, elastischer, schneller Schritt mit viel Raumgriff.
Der Trab muss aufrecht, frei, versammelt und ausbalanciert sein; der
Galopp sanft, leichtfüßig, versammelt und auf jeder Hand
gleichermaßen gut.